Zwischen der alten kath. Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Odendorf und dem Zehnthaus finden wir eine freistehende Stele. Es ist ein Gedenkstein. Hier ist seine Geschichte von der Idee bis zur Umsetzung.
Es begann im November 2005. Barbara Hölscher war die damalige Sprecherin des Leitungsteam der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) St. Petrus und Paulus Odendorf/Essig. Die Zeitschrift „Rundgang“ des Bundesverbandes der kfd berichtete über einen Gedenkstein für verlorene Schwangerschaften und Totgeburten, der in Köln errichtet worden war. Für Barbara Hölscher war diese Information der erste Impuls auch eine solche Gedenkstätte für „verlorene Kinder“ in Odendorf zu errichten.
Zur Information: Totgeburten und Fehlgeburten, auch Sternen-, Engels- oder Schmetterlingskinder genannt, wurden bis in die 1970er Jahre mit dem Krankenhausmüll entsorgt oder anonym zu einem toten Erwachsenen in den Sarg gelegt. Das Bestattungsgesetz erlaubte bis dahin keine Beerdigung, wenn das Menschlein weniger als 500 Gramm wog. Die Eltern hatten keinen Ort zum Trauern.
Das damalige Leitungsteam stieß bei den Mitgliedern auf positive Resonanz und erweiterte das Anliegen auch auf im Krieg und auf der Flucht verloren gegangene Kinder. Schließlich bezog man noch die lebenden Kinder mit ein, mit denen man auch seine Not haben kann.
Nachdem der Beschluss feststand und Pater Antoni Trojak (†2019) als geistlicher Begleiter und der Kirchenvorstand am 10. April 2006 das Einverständnis dazu gaben, fand man in dem Siegburger Steinmetzmeister Markus Weisheit einen sensiblen Ansprechpartner für die Umsetzung. Mit ihm erarbeitete das Team die Gestaltung des Steines. Dieser sollte ein Sinnbild für Zuwendung und Trost werden.
Die Wahl fiel auf einen bunten Sandstein aus dem Kylltal, der durch seine Maserung sehr lebendig wirkt. Den Standort an der alten Kirche wählte man deshalb aus, weil er jederzeit frei zugänglich ist und im Mittelpunkt des Dorfes liegt. Dieser Platz ist außerdem geweihte Erde, da hier früher der Dorffriedhof war. Aus bekannten Gründen sind die Kirchen nur zeitweise geöffnet. Das Trostpflaster dagegen ist rund um die Uhr zugängig, liegt zwischen den Kirchen, dem Zehnthaus, der Schule und den Kindergärten, also ein Ort, der ständig Leben um sich hat.
Nachdem auch die denkmalrechtliche Genehmigung vorlag, erledigte der Bauhof der Gemeinde Swisttal kostenlos die Erdarbeiten und stellte die Sitzbank auf. Die Firma Krüger aus Odendorf übernahm die Pflasterarbeiten.
Nach sorgfältiger Überlegung einigte man sich auf den Namen „Trostpflaster“. Ein passender Name mit vielschichtiger Bedeutung. Die umgebende Pflasterung führt in Spiralform, bildhaft für den Kreislauf des Lebens, zur Mitte der Stele hin. In die Fugen wurden Worte geschrieben wie – Trost, Liebe, Segen, Halt, Vertrauen.
Im Fundament unter der Stele ist ein „Engel des Trostes“ eingelassen, im Pflaster ein Olivenholzkreuz aus Jerusalem. Die zweiteilige Form des farbenfrohen Steins, der sich gut in die Umgebung der historischen Gebäude einfügt, lässt bewusst mehrere Deutungen zu. Die einen sehen darin zwei geöffnete Hände, die etwas nicht Sichtbares umschließen. Die sehen anderen ein Paar, das einander umarmt, tröstet und hält. Dazwischen befindet sich ein Hohlraum, eine leere Stelle für das verlorene Kind, das fehlt.
Dieser Ort lebt davon, dass man ihn nutzt. Im Stein sind Nischen eingelassen. Man kann etwas hineinlegen, z.B. einen schönen Stein, eine Feder, eine Muschel. Es ist auch möglich ein Teelicht darin zu entzünden. Ebenso kann man ein „Trostpflaster“ entnehmen. Dies ist ein kleiner aufbauender Spruch, der in einem Fach in der Stele für Jeden hinterlegt ist.
Die feierliche Einsegnung der Stele mit anschließendem Gottesdienst fand durch Pater Antoni Trojak und Pfarrer Ernst Edelmann am 21.10.2006 statt. Das Trostpflaster wurde nach der Einweihung zu einer Schenkung der kfd an die Pfarrgemeinde.
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