Das Naturschutzgebiet SU-058 – Swistniederung bei Miel – erstreckt sich von Lützermiel aus an der Swist nach Süden Richtung Morenhoven auf rund 40 Hektar. Das Gebiet wurde 1998 unter Naturschutz gestellt. Ein Wander- und Fahrradweg durchquert das Gebiet. Wenn ein Wanderer oder Radfahrer an der B 56 gegenüber dem historischen Swistübergang Lützermiel und der RSAG-Entsorgungsanlage in Swisttal-Miel startet, findet er nach wenigen hundert Metern auf der linken Seite eine Gedenkstele. Darauf ist zu lesen:
„Zum Gedenken / Anton Wujciakowski / Zwangsarbeiter aus Polen / wurde hier vor den Augen vieler anderer Zwangsarbeiter von der Gestapo / am 9. August 1941 im Alter von 32 Jahren erhängt / ihm wurde zu Unrecht vorgeworfen / einer deutschen Frau zu nahe gekommen zu sein“.
Nach der Besetzung Polens durch die Nationalsozialisten wurden hunderttausende polnische Volksangehörige als Kriegsgefangene oder als „Zivilarbeiterinnen und -arbeiter“ ins Deutsche Reich verbracht, beinahe ausnahmslos Zwangsverschleppte. Hier wurden sie vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt. Eine Vielzahl von Anordnungen regelte ihre Lebensführung. Für eine „unsittliche“ Annährung zu einer deutschen Frau oder zu einem deutschen Mann, drohte ihnen die Todesstrafe. Das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren hatten sie nicht, da in der nationalsozialistischen Rassenideologie die slawischen Völker als minderwertig galten.
Darüber, was am frühen Morgen des 09.08.1941 in der Nähe des damaligen Reichsarbeitsdienstlagers in der Kiesgrube bei Miel geschah, geben die im Landesarchiv NRW verwahrten Archivakten der Staatsanwaltschaft Bonn über ein 1964 eingeleitetes „Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Ermordung eines polnischen Kriegsgefangenen im Raume Miel im Frühjahr 1941“ Aufschluss.
Anton Wujciakowski, am 03.04.1909 in Tremessen (Kreis Mogilno im Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen) geboren, war seit 1940 dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Abel in Hohn als „Fremdarbeiter“ zugewiesen. Zu diesem Zeitpunkt verlor er seinen Status als Kriegsgefangener und unterstand nun der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Von einem Zeitzeugen wurde er als zuverlässig, fleißig und ordentlich beschrieben. Zur gleichen Zeit arbeitete auf dem Gut Hohn eine junge Deutsche als Haushaltshilfe, die durch ihre Arbeit zwangsläufig auch mit den dort eingesetzten Zwangsarbeitern in Kontakt kam, da sie u. a. dafür zuständig war, ihnen Essen und Kaffee aufs Feld zu bringen. Eines Tages wurde Anton Wujciakowski ohne Wissen der Familie Abel von der Staatspolizei Bonn abgeholt und verhört, wenig später auch die junge Frau. Vermutlich aufgrund einer anonymen Anzeige wurde Wujciakowski beschuldigt, „verbotenen Umgang“ mit der deutschen Haushaltshilfe gehabt zu haben. Obwohl sich der erhobene Verdacht durch medizinische Untersuchung der in Verdacht geratenen Frau nicht erhärten ließ und beide die Anschuldigungen bestritten, wurde Anton Wujciakowski nach ca. vier Monaten Haft am 09.08.1941 in der Kiesgrube bei Miel durch Erhängen getötet.
Sammlung Zehnthaus
Dr. Benno Willers „Damals in Buschhoven 1939 – 1948
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