Zehnthaus-Kolumne

Der Verein Zehnthaus e.V. hat über die Jahre zeitgeschichtliche Informationen und Bilder gesammelt und 2019 in der "Sammlung Zehnthaus" geordnet.

Um diese einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, erscheint seit April 2021 in der Heimatzeitung "Blick aktuell" regelmäßig die Zehnthaus-Kolumne.


von Martin Effelsberg / Sammlung Zehnthaus 9. November 2024
Die Chorfenster der Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Odendorf sind nicht nur Kunstwerke der Glasmalerei mit biblischen Themen, sondern senden auch verborgene weltliche Signale. Im Detail zeigen die Chorfenster Auszüge aus der Offenbarung des Johannes (Apokalypse), dem letzten Buch des Neuen Testaments. 
von Sammlung Zehnthaus 19. Oktober 2024
Zu der zerstörten Infrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieges gehörten auch zahlreiche Kirchen. Die Chorfenster der neuen Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Odendorf waren ebenfalls beschädigt und mussten ersetzt werden. Für die künstlerische Gestaltung wurde der international bekannte Glasmaler Paul Weigmann gewonnen. Der Künstler (1923 – 2009) lebte in Leverkusen. Seine Werke mit apokalyptischen Themen finden sich vor allem in Sakralbauten, aber auch in profanen Gebäuden. Insgesamt gestaltete er über 300 Kirchenfensterzyklen. Allein in Leverkusen sind seine Buntglasbilder in 14 Kirchen zu finden, in Köln sind es fünf Gotteshäuser. Weitere Beispiele sind das Bonner Münster, die Dome von Worms, Mainz, Speyer und vielen weitere Städte. Auch in den Nachbargemeinden Oberdress und Straßfeld ist Weigmann vertreten. Zunächst wurden 1952 die drei Chorfenster und 1973 die Seitenfenster ersetzt. Hergestellt wurden diese Fenster durch die Firma Glasmalerei Oidtmann in Linnich. Es ist die älteste Werkstatt dieser Art in Deutschland, die bereits in der fünften Generation betrieben wird. Internationale Künstler, Architekten und Konservatoren schätzen die über 150jährige Fachkompetenz dieser Glasmalerei. Glaskunstobjekte aus diesem Unternehmen sind in der Sammlung des Vatikans und im Victoria & Albert Museum in London zu bewundern. Es gibt noch weitere große Werkstätten im Rheinland und Westfalen. Damit wurde die Glasmalerei zu einem historisch gewachsenen regionalen Kulturgut. Nordrhein-Westfalen nimmt damit bei der Geschichte und Entwicklung der modernen Glasmalerei eine Schlüsselstellung mit internationalem Einfluss ein. So entstand folgerichtig aufgrund einer Bürgerinitiative in Linnich in einer ehemaligen Getreidemühle das Deutsche Glasmalerei-Museum, eine deutschlandweit einzigartige Sammlung. Den Grundstock für die Dauerausstellung legten über 1200 Glasmalereien der Nachkriegszeit und eine Bibliothek als Schenkung aus dem Bestand der Firma Oidtmann. Die Besucher erwartet ein repräsentativer Überblick zur Geschichte der Glasmalerei vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart.  Die Chorfenster der Odendorfer Pfarrkirche sind folglich künstlerisch bedeutsam. Heute zeigen wir die Gesamtansicht der Chorfenster, Detailberichte folgen.
von Sammlung Zehnthaus 27. September 2024
Die Familie von Boeselager ließ von der Figurengruppe eine kleine Kopie fertigen, jedoch auch diese Gruppe hatte keine lange Verweildauer in diesem Kapellchen. Sie wurde aus Sicherheitsgründen nach Gut Capellen gebracht. Die neuen Figuren stammen aus dem Nachlass der Siegburger Abtei Michelsberg. Einwohner aus Heimerzheim hatten sich als Paten Jahrzehnte um die Erhaltung des Heiligenhäuschen gekümmert. 1991 wurde es in die Denkmalliste der Gemeinde -Swisttal eingetragen. Schon damals war die Bausubstanz durch eindringendes Regenwasser stark gefährdet und in der Folgezeit verschlechterte sich der bauliche Zustand. 2018 übernahm Rainer Schmitz aus Heimerzheim die Initiative und gab diesem Bilderstock und dem Umfeld in einem mehrwöchigen Einsatz ein neues Gesicht. Unterstützung fand er beim Bauhof der Gemeinde Swisttal. Sach- und Geldspenden von Firmen halfen bei der Beschaffung der Bänke und bei der Gestaltung der Außenanlagen, engagierte Privatpersonen beteiligten sich an weiteren Kosten. Eine Herz-Jesu-Gruppe aus Gips bildete in den letzten Jahrzehnten das Herzstück der Kapelle. Als Wetterschutz brachte Schmitz deshalb hinter dem Gitter eine Plexiglasscheibe an. Die Figuren Jesus und Josef der Herz-Jesu-Gruppe aus dem Nachlass der Abtei Michelsberg tauschte er aus. Den Tafeltext hat Schmitz entziffert und übersetzt.
von Sammlung Zehnthaus 13. September 2024
Wo die B 56 an der Einfahrt zur Entsorgungsanlage der RSAG die Swist überquert, befindet sich der historische Swistübergang Lützermiel. Hier sind Reste eines Straßendamms zu finden, dessen unterste Schichten nach archäologischen Befunden zu einem römischen Straßendamm gehörten. Die historische Straßentrasse führte vermutlich über den Kottenforst bis nach Bonn und war eine wichtige Transportstrecke. Heute informiert dort der Ortsausschuss Morenhoven über historische Landkarten und weist die ideale Fahrradstrecke der Rheinischen Apfelroute aus. Wer hier mit dem Fahrrad ankommt und Richtung Norden nach Heimerzheim weiterfährt, sieht nach wenigen Metern wie der Jungbach in die Swist mündet und entdeckt kurz darauf direkt am Bach gegenüber von Gut Vershoven eine gepflegte Denkmalstätte, die zum Verweilen einlädt: Das Heiligenhäuschen. 1823 wurde das Heiligenhäuschen von Ferdinand Trimborn und Franziska Scheiff erbaut. Eine Tafel auf dem alten Friedhof in Bonn erinnert an die beiden. Eine Steintafel am Bilderstock in Latein weist auf den Zeitpunkt der Erbauung des Denkmals hin. Auf einer weiteren Tafel steht der von Rainer Schmitz übersetzte Text: „Zur Ehre Gottes und der seligsten Jungfrau Maria haben dieses Denkmal aus den Steinen der Kirche zu Capellen die Bürger Ferdinand Trimborn und Franziska Scheiff im Jahre 1823 gebaut“. Von dem Übersetzer wird später noch die Rede sein.
von Sammlung Zehnthaus 3. August 2024
In NRW gibt es Zehntausende von archäologischen Fundstellen. Tausende Bodendenkmale sind in den Denkmallisten eingetragen. Der Boden birgt jedoch noch weit mehr Zeugnisse der Vergangenheit, die auch von privater Seite auf Interesse stoßen. Die Zusammenarbeit zwischen amtlicher Bodendenkmalerpflege und privaten Suchern unter Einhaltung der Regeln ist durchaus erlaubt. Wer Sondengänger werden und die Denkmalpflege unterstützen will, für den sind einige Formalitäten bei der zuständigen Oberen Denkmalbehörde (Kreis) zu erledigen. In einem Informationsgespräch mit den Archäologen des Landschaftsverbandes wird sichergestellt, dass bestimmte Standards eingehalten werden und Bodendenkmäler keinen Schaden nehmen. Diejenigen, die sich wirklich für Archäologie und den Erhalt unseres kulturellen Erbes interessieren, erhalten dann nach Paragraf 15 Denkmalschutzgesetz NRW eine Grabungserlaubnis. Die Genehmigung gilt zeitlich begrenzt für ein festgelegtes Suchgebiet. Sie ist stets mitzuführen und auf Verlangen vorzuzeigen. Ein wachsender, zum großen Teil illegaler Markt für Antiken bietet finanzielle Anreize. Zudem ist die Suche mit Metalldetektoren in den vergangenen Jahren zu einer Freizeitbeschäftigung geworden. Nur ein Bruchteil dieser Personen verfügt über das notwendige Fachwissen oder arbeitet mit der Denkmalbehörde zusammen. Bis heute werden Raubgrabungen häufig als „Schatzsuche“ bagatellisiert und als Kavaliersdelikt. Was viele nicht wissen: Wer auf eigene Faust als Sondengänger mit Detektoren auf die Suche geht, kann Bodendenkmäler oder auch Fundstellen zerstören, damit geht wertvolles Wissen verloren. So geschehen in folgendem Fall. 1999 entdeckten Raubgräber eine Bronzescheibe in der Nähe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt. Dieses einzigartige Artefakt ist 4000 Jahre alt und zeigt den Sternenhimmel mit Mondabbildungen sowie Angaben zum Stand der Sonne. Es ist die älteste bisher bekannte Himmelsdarstellung. Vermutlich diente die Scheibe astronomischen und religiösen Zwecken. Der illegale Fund wurde für 700.00 DM an Hehler verkauft. Als der Schatz 2002 verschiedenen Museen angeboten wurde, stellte die Basler Polizei gemeinsam mit dem geständigen Finder das Objekt sicher. Räuber und Hehler wurden zu Haftstrafen auf Bewährung und Geldstrafen verurteilt. Der Fund an sich war die positive Nachricht. Leider konnten Wissenschaftler den Fundort erst nachträglich untersuchen. Trotz Nachgrabungen im Rahmen eines Forschungsprojektes konnten die Deponierungsumstände der Scheibe und der Beigaben nicht zweifelsfrei offengelegt werden. Der Befundzusammenhang wurde durch die Raubgräber zerstört. Damit gingen wertvolle Erkenntnisse über die frühe Bronzezeit verloren. Die Originale gehören seitdem zur Schatzkammer des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. 
von Sammlung Zehnthaus 20. Juli 2024
Wer über Denkmalschutz spricht, denkt bei Bodendenkmälern und Bodenfunden auch an Grabräuber. Der Begriff trifft auch dann zu, wenn diese Personen nur nach Scherben oder Münzen suchen. Die Form des Grabraubes ist ein altes Phänomen. Wir kennen es schon seit der Vorgeschichte. Ziel der Suche waren die wertvollen Beigaben in Gräbern. Dies war in allen alten Kulturen der Fall. Die meisten Funde kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ans Tageslicht. Durch den Landausbau entstanden neue Felder und Siedlungen. In der Folge haben die Bauern auf ihren neu angelegten Flächen bis heute zahlreiche vergrabene Wertgegenstände „ausgeackert“, es waren Zufallsprodukte. Seit einigen Jahrzehnten erleben wir hier eine Renaissance und damit auch einen Anstieg von illegalen Grabungen. Tatsächlich entstehen durch Raubgrabungen erhebliche Schäden am Kulturgut. Das fachfremde Graben ohne Dokumentation zerstört kulturhistorische archäologische Zusammenhänge. Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse werden verhindert. Ausgrabungen in Deutschland sind von den Denkmalschutzbehörden der Länder streng reglementiert. So benötigt man überall eine Genehmigung für Grabungen, teilweise bereits für Nachforschungen. Alle Funde sind zu melden und gehen fast immer in Landeseigentum über, manchmal wird der Finder auch beteiligt. Auch bei Zufallsfunden besteht eine Meldepflicht. Dennoch sind Raubgrabungen auch in Deutschland an der Tagesordnung. 
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Vereinsangaben


Standort Zehnthaus: Am Zehnthof 1 - 53913 Swisttal-Odendorf


Vereinsanschrift / Vereinsangaben:

 Verein Zehnthaus e.V. 

Steinbachstr. 13 - 53913 Swisttal

VR 12172 - AG Bonn




Der Verein Zehnthaus e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. 


Der Freistellungsbescheid vom Finanzamt St. Augustin wurde am 01.03.2023 für fünf weitere Jahre erteilt. Unser Verein ist berechtigt, für Mitgliedsbeiträge und für Spenden, die uns zur Verwendung für die Förderung von Kunst und Kultur zugewendet werden, Zuwendungsbestätigungen nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck (§50 Abs. 1 EStDV) auszustellen.


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