Mit der Nikolaus-Ehlen-Siedlung in Odendorf muss man eine außergewöhnliche Personengruppe und zwei bemerkenswerte Personen in Verbindung bringen. Zunächst sind es die Frauen und Männer, die in Selbsthilfe den handwerklichen Aufbau der Siedlung gemeistert haben. Danach ist der Odendorfer Arzt Dr. Johann Bayer zu nennen, der die Initialzündung für das Projekt gab und sich vehement und engagiert für die Realisierung eingesetzt hat. An erster Stelle steht jedoch der „Deutsche Siedlungsvater“ Nikolaus Ehlen, nach dem die Ehlen-Straße benannt wurde.
Nikolaus Ehlen wurde 1886 geboren und trat nach dem Abitur in ein Priesterseminar ein. Er änderte jedoch seine beruflichen Pläne, studierte Mathematik, Physik, Chemie, Philosophie und promovierte zum Dr. phil. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Leutnant teil. 1919 wurde er dann am Gymnasium in Velbert als Studienrat eingestellt. Er blieb bis zu seiner Pensionierung im Schuldienst.
Nikolaus Ehlen gilt als Pionier des Selbsthilfebaus. Das Ehlen-Prinzip heißt: Bauen in Gemeinschaft und in Eigenleistung. Mindestens 12 bis 15 Familien mussten sich zusammenschließen. Schon 1925 sorgte er dafür, dass in Velbert eine erste Siedlung für Kinderreiche entstand. Diese Tätigkeit sollte sein weiteres Lebenswerk begleiten, sodass er schon bald als „Siedlungsvater“ bezeichnet wurde. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann Ehlen mit der Fortsetzung begonnener Mustersiedlungen. Über die Grenzen Velberts hinaus verbreitete sich der Selbsthilfegedanke durch die Gründung von Siedlergemeinschaften. 1948 gründete er den Ring Deutscher Siedler. Zahlreiche Straßen sind im westdeutschen Raum nach ihm benannt.
Ehlen war in der katholischen Jugendbewegung sehr engagiert. Vor 1933 bekleidete er wichtige Positionen im Internationalen Versöhnungsbund und im Friedensbund deutscher Katholiken. Nach der Machtergreifung verfasste er in seiner Zeitschrift „Lotsenrufe“ wiederholt Artikel gegen das NS-Regime. Er wurde kurzzeitig vom Schuldienst beurlaubt, später musste er sogar einige Tage in Haft. Guten Freunden mit Beziehungen hatte er seine Entlassung zu verdanken. Wegen seiner pazifistischen und auf Völkerversöhnung ausgerichteten Haltung erhielt er Schreibverbot.
Ehlen ist Ehrenbürger seiner Heimatstadt Velbert und wurde mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Aus seiner Ehe mit Maria Ehlen entstammen acht Kinder. Er verstarb 1965 in Essen im Alter von 78 Jahren. Eine posthume Ehrung erfuhr er 1982, als seine ehemalige Arbeitsstätte den Namen Nikolaus-Ehlen-Gymnasium bekam.
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