Im Heiligtum wurden den Matronen beschriftete und mit figürlichen Reliefs versehene Weihaltäre und vielleicht auch andere Kleinmonumente meist aus Kalk-, seltener aus Sandstein aufgestellt. Wie die Arten der aus regionaler Produktion stammenden Tongefäße zeigen, wurde im Heiligtum, wie es für viele antike Kulte bekannt ist, im Rahmen von Kultfeiern Essen zubereitet und verzehrt, außerdem gemeinsam getrunken.
Nachdem das Heiligtum irgendwann nach dem ausgehenden 4. Jahrhundert – der Zeit, als die christlichen Kulte im Römischen Reich verboten wurden – aufgegeben worden war, trug man die Basilika bis in den Fundamentbereich hinein ab. Ähnlich wird es den anderen drei Bauten ergangen sein. Es ist aber nicht zu sagen, ob dies alles gleichzeitig in einer großen Aktion geschah oder über längere Zeit hinweg immer wieder brauchbares Steinmaterial – zumindest teilweise nach einer Überarbeitung vor Ort – sowie höchstwahrscheinlich auch Dachziegel und Holz abtransportiert wurden. Befund und Füllung des nördlichen, tieferen Grabens sprechen dafür, dass dort zwischen der Entnahme vermutlich von Palisadenhölzern und der Verfüllung mit scharfkantigem, also frisch zerschlagenem römischen Bau- und Votivdenkmälerschutt nur kurze Zeit verging.
In der Merowingerzeit, genauer gesagt von der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts bis ins späte 8. Jahrhundert, nutzte man die Ruinenstätte, wohl weil sie schlecht zu beackern war, als Bestattungsplatz für wahrscheinlich deutlich mehr als sechs Menschen. Sie waren wohl schon Christen, wie die Ausrichtung zweier Skelette und das Kreuzmotiv auf der einzigen gefundenen Beigabe vermuten lassen. Während von den mindestens vier Individuen innerhalb des Bereiches der ehemaligen Basilika jedenfalls zwei – eine Frau und ein Kind – ordentlich begraben worden waren, kann man bei den beiden wohl männlichen Skeletten, die außerhalb in tieferen Gruben angetroffen wurden, nicht von regulären Bestattungen sprechen. Dies und die abweichende Ernährung dieser beiden Individuen sprechen dafür, dass sie nicht derselben Gruppe angehörten wie diejenigen, die innerhalb der Basilika bestattet waren.
Es gibt also zwei wichtige Neuigkeiten: Erstens bestand beim heutigen Odendorf gut drei Jahrhunderte lang ein römisches Matronen-Heiligtum, das sich nach Baubestand und Größe zwischen die bekannten Matronenheiligtümer bei Nettersheim (sog. Görresburg) und Nöthen (sog. Heidentempel) einreiht. Zweitens sind die frühmittelalterlichen Gräber, die später auf dem Gelände angelegt wurden, für Odendorf die ersten nachgewiesenen merowingerzeitlichen Befunde.
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