Zugegeben: Bezogen auf das Zehnthaus mag uns Erwachsenen der etwas effektheischende Titel überzogen erscheinen. Allerdings sieht das aus der Perspektive einer dritten Klasse der Schule am Zehnthof ganz anders aus. Das konnte der Vorstand des Vereins Zehnthaus in den vergangenen Jahren immer wieder erfahren, wenn es wieder hieß: Schule im Zehnthaus. Seit 2007 hat der Verein eine alte Tradition wiederbelebt, nämlich die dritten Klassen der Grundschule ins Zehnthaus einzuladen.
Es sind jeweils zwei bzw. drei Klassen, die Jahr für Jahr vor den Sommerferien oder im März im Rahmen einer Projektwoche für eine Unterrichtstunde das Zehnthaus in Begleitung der Klassenlehrerin besuchen und vom Keller bis zum Boden alles unter die Lupe nehmen.
Die Klassen kommen in Doppelreihe (Verkehrssicherheit!) um die Ecke der Kirche St. Petrus und Paulus und werden auf der Kirchenseite in Empfang genommen. Hier löst sich die Ordnung in eine lockere Formation zur Begrüßung auf. Wir schauen auf das Zehnthaus und entdecken schmiedeeiserne Zeichen (Maueranker!) auf halber Wand-höhe, die alsbald als die Jahreszahl 1726 entziffert werden. Gut gemacht! Wir überqueren vorsichtig die Straße und versammeln uns vor den beiden Matronen-steinen zwischen dem Zehnthaus und der romanischen Kirche. Hier kommt es darauf an, in kurzer Form die Bedeutung von Matronen, so hießen einheimische Göttinnen, für den Glauben der Menschen im römischen Rheinland zu erläutern. Zum richtigen Verständnis gehört aber auch, dass die Steine vor ca. 130 Jahren beim Bau der Eisenbahn zwischen Bonn und Euskirchen in der Nähe von Odendorf gefunden wurden. Die Originale befinden sich im LVR-Landes Museum in Bonn.
Auf dem Weg zum Zehnthaus gilt es seit 2012 ein neues Objekt auf dem Zehnthof vorzustellen, nämlich den Offenen Bücherschrank. Bemerkenswert festzustellen, dass erst die Hälfte der Schülerinnen und Schüler schon einmal in den Bücherschrank geschaut hat. Grund genug, dafür Werbung zu machen.
Im unteren Fach gibt es spezielle Jugend- und Kinderbücher, die jedermann ausleihen oder auch entnehmen und behalten darf.
Wir gehen weiter zur Eingangstür. Über dem Türsturz entziffern wir wieder die Jahreszahl 1726. Die Tafel neben der Tür enthält einige grundlegende Informationen zum Zehnthaus, vorgelesen und verkündet durch einen Freiwilligen mit lauter Stimme. Wir merken uns die Stichworte: Kartäuser-Orden, Zehntabgabe. Dann geht es zum oberen Saal, dem Kartäuser-Saal. 46 Beine wollen gleichzeitig über die Wendeltreppe nach oben. Alle Besucher dürfen sich in das Gästebuch eintragen, das später mit einigen Bildern den Besuch dokumentieren wird. Stühle und Tafel sind vorbereitet und nun geht es in einem lockeren Gespräch um die Geschichte des Zehnthauses.
Dabei kommt es darauf an, den Zeit-Aspekt der geschichtlichen Entwicklung für den Blickwinkel von 9-jährigen zu öffnen. Was war der ‚Zehnte‘, wer musste ihn abliefern, wer erhielt den ‚Zehnten‘, wo wurde er gelagert? Aha, natürlich im Zehnthaus mit einer Mauerstärke von 58 cm. Die bietet Schutz gegen Hitze und Kälte und, wenn nötig, auch vor Räubern. Welche weiteren Themenbereiche werden behandelt? Welche Fragen werden gestellt und beantwortet? Zum Beispiel: Was ist ein Orden? Was ist der Kartäuser-Orden? Wer war Napoleon? Was ist ein Baudenkmal?
Teil 2 folgt.
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