Am Ortseingang des Swisttaler Ortsteils Essig, von Ludendorf kommend, begrüßt die Besucher ein altes Wegekreuz aus Trachyt, das je nach Lichtverhältnissen bisweilen etwas versteckt im Schatten eines Ahornbaumes auf zwei großen Steinplatten steht.
Dem aufmerksamen Betrachter des rund 2,50 Meter hohen, 0,55 Meter breiten und 0,55 Meter tiefen Denkmals, das allerdings nicht unter Denkmalschutz steht, wird schon sicherlich aufgefallen sein, dass es sich bei dem Wegekreuz um ein wiederverwendetes Grabmal handelt. Am Fuße des Kreuzaufsatzes ist rückseitig die Inschrift „RUHESTAETTE des“ zu erkennen. Vorne auf dem Sockel liest man:
„P. I. Flink, geb. 8. Nov. 1776
† 21. Febr. 1856
30 Jahre Ortsvorsteher & der
A. Cath. Flink geb. Wilkens
† 2.März 1847
R.I.P.“
Die Namen „Flink“ und „Wilkens“ sind untrennbar mit der Geschichte des benachbarten Odendorfs verbunden. Die heutige Odinstraße trug bis zu ihrer Umbenennung in den 1930er-Jahren noch den Namen Flinkengasse und an der heutigen Hausnummer 20 befand sich im 18. und 19. Jahrhundert ein stattlicher Hof der Eheleute Anna Catherina und Peter Joseph Flink, an den sich eine ausgedehnte Gartenparzelle entlang des Orbachs (heute Orbachstraße 27, 29 und 31) anschloss. Peter Joseph Flink war 30 Jahre Ortsvorsteher von Odendorf und seine Ehefrau, Anna Catherina, geb. Wilkens, war die Nichte von Heinrich Wilkens, des Gründers einer wohltätigen, nach ihm benannten Stiftung (s. unsere Zehnthaus-Kolumne Nr.7).
Wie das Grabmal der in Odendorf ansässigen Eheleute Flink den Weg nach Essig fand, lässt sich anhand eines im General-Anzeiger vom 29.12.1956 erschienenen Zeitungsartikels halbwegs rekonstruieren. Dem damaligen Gemeindebürgermeister von Essig, Johann Büser, gelang es, das ehemalige Grabmal, welches vom alten Odendorfer Friedhof stammt, für seine Gemeinde zu sichern. Gemäß dem Beschluss des Essiger Gemeinderates vom 09.11.1956 wurde das Wegekreuz nach einer von einem Buschhovener Bildhauer durchgeführten provisorischen Restaurierung am heutigen Standort aufgestellt. Einen Teil der dabei anfallenden Kosten übernahm ein anonymer Geldgeber, dessen Identität bis heute nicht geklärt werden konnte.
Das neue Dorfkreuz sollte jedoch mitnichten an den ehemaligen Odendorfer Ortsvorsteher erinnern. So wurde damals die sich heute auf der Rückseite befindliche Inschrift angebracht:
„HERR STEHE BEI
IN JEDER NOT
BEWAHRE UNS
VOR JÄHEM TOD“
Über einige Jahrzehnte war sie auf der Schauseite des 50 cm hohen Sockels zu lesen. Auf dem rund 1,50 Meter hohen Kreuz war anfangs noch ein steinerner Korpus des gekreuzigten Christus vorhanden, der in späterer Zeit durch einen filigraneren Korpus aus Grauguss und eine Tafel mit der Inschrift „INRI“ ersetzt wurde.
Archivfotos beweisen, dass im Lauf der Jahrzehnte mal der Fuß des Kreuzaufsatzes und mal der Sockel um 180 Grad gedreht wurde. Ein 1989 bei der Bestandsaufnahme von Denkmälern der Gemeinde Swisttal entstandenes Foto zeigt das Kreuz mit abgenommenem Korpus, am Fuß des Kreuzaufsatzes die Inschrift „Ruhestätte des“ und darunter das kurze Bittgebet auf dem Sockel.
Heute erinnert das Wegekreuz wieder an den langjährigen Odendorfer Ortsvorsteher Peter Joseph Flink und seine Ehefrau Anna Catherina Flink, geb. Wilkens.
Die Informationen wurden zusammengestellt vom Verein Zehnthaus mit freundlicher Unterstützung des Archivs der Gemeinde Swisttal
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