Straßenschild der Anna-Casalter-Straße in Odendorf
(Foto: Klaus Peter Scholz)
Straßennamen dienen nicht nur der Orientierung. Sie erzählen auch Geschichten, erinnern an besondere Ereignisse und ehren wichtige Persönlichkeiten. Sie geben also auch Zeugnis über die Geschichte einer Ortschaft. Meistens gehen wir achtlos an den Straßenschildern vorbei. Aber es lohnt sich genauer hinzusehen und nachzuforschen.
Der häufigste Straßenname in Deutschland ist „Hauptstraße“. Schiller- und Goethestraße finden wir auf Platz 12 und 14, Mozart und Beethoven landen auf Platz 35 und 44. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass weibliche Persönlichkeiten bei der Benennung von Straßen deutlich unterrepräsentiert sind. Im Durchschnitt sind nur etwa zwei bis fünf Prozent der Straßen nach Frauen benannt, bei Männern hingegen liegt der Anteil bei ca. 80 Prozent.
In Odendorf gibt es 46 Straßenbezeichnungen, eine davon erinnert an eine Frau. Gegenüber vom Odendorfer Traditionscafé von Sturm zweigt von der Essiger Straße eine unscheinbare Straße ab, die rechts am Edeka-Markt Hüffel vorbeiführt und dahinter nach links abknickt, die Anna-Casalter-Straße. Wer war die Frau, nach der diese Straße 1994 benannt wurde?
Anna Maria Theresia Casalter wurde als Tochter des Gastwirts Johann Peter Barthel Casalter und Gertrud Casalter, geb. Heider am 16. September 1871 in Köln-Müngersdorf geboren. Ihr Vater stammte aus Bonn und ist bereits 1886 mit nur 48 Jahren in Odendorf verstorben. Ihre Mutter, Gertrud Casalter, die am 19. Februar 1910 im Alter von 72 Jahren in Odendorf verstorben ist, stammte aus Odendorf. Ihre Eltern waren der Schmied Johann Heider und Anna Margareta Heider, geb. Klein.
Odendorfer Bahnhofsgebäude mit Gaststätte auf einer Postkarte um 1919
Quelle: Sammlung Matanovic, Archiv der Gemeinde Swisttal
Über Anna Casalters Leben weiß man nicht allzu viel. 1910 übernahm sie die Führung der Odendorfer Bahnhofsgaststätte von ihrer Mutter. Sie soll eine großzügige Person gewesen sein, unterstützte gerne andere Menschen und die Odendorfer Vereine. Trotz einer langjährigen Verlobung blieb sie ledig und wohnte bis ins hohe Alter in der Odinstraße 7 in Odendorf. Am 28. November 1955 zog sie in das von der katholischen Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen betriebene Altersheim in der damaligen Burgstraße 26 um, in dem sie am 16. April 1957 im Alter von 85 Jahren starb. Das Gebäude am Zehnthofplatz ist heute als „das Alte Kloster“ bekannt und beherbergt die Kindertagesstätte „Villa Kunterbunt“.
Wie kam es dazu, dass im Jahre 1994 Anna Casalter eine Straße in Odendorf gewidmet wurde? Was hat den Gemeinderat zu dieser Namensgebung bewogen? Um dieser Frage nachzugehen, muss man in die 1940er-Jahre und auf das Ende des Zweiten Weltkrieges in Odendorf zurückblicken. Dazu erfahren wir mehr in der zweiten Folge dieser Kolumne.
Die Informationen wurden zusammengestellt vom Verein Zehnthaus mit freundlicher Unterstützung des Archivs der Gemeinde Swisttal.
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