Der 1. Weltkrieg bedeutete das Ende der „guten alten Zeit.“ Am 1. August 1914 nachmittags wurde die Mobilmachung in Odendorf „ausgeschellt“. Reservisten und Landsturmmänner wurden von ihren Angehörigen mit Gesang und Begeisterung zum Bahnhof gebracht, um rechtzeitig am Gestellungsort zu sein. Männer des Landturms übernahmen die Bewachung der Bahnstrecke. Da Erntezeit war, mussten ältere Leute, Frauen und Kinder die Ernte einbringen.
Am 3. Dezember 1914 wurden die ersten Verwundeten von der Flandernfront in das Lazarett im Kloster eingeliefert. Für sie spendeten die Odendorfer großzügig „Liebesgaben“. Die Kriegswirtschaft machte die Rationierung von Lebensmitteln nötig, es gab Lebensmittelkarten. 32 Odendorfer fielen im Krieg oder gelten als vermisst, vier sterben noch Jahre danach an den Folgen des Krieges.
Der Waffenstillstand am 11. November 1918 hatte zur Folge, dass die Odendorfer Zeugen wurden, wie die Truppen der Westfront drei Wochen lang diszipliniert, aber unterernährt und abgerissen Richtung Rhein zurückfluteten.
Am 6. Dezember 1918 erschienen britische Besatzungstruppen, zuerst Kanadier. Sie bedeuteten Einschränkungen, frühe Polizeistunde (ein Schlag für die Gastwirte), nächtliches Ausgehverbot, Grußpflicht gegenüber den englischen Offizieren, Einquartierungen, aber auch Anregungen, es ihnen im Sport gleichzutun.
Foto: Archiv Verein Zehnthaus e.V.
1919 wurde der TUS Odendorf gegründet. Im Januar 1919 lösten Franzosen die Briten ab und blieben bis Spätherbst 1919. Im Herbst 1920 kehrten die beiden letzten Odendorfer Kriegsgefangenen, Peter Schneider und Wilhelm von Sturm, zurück und wurden vom ganzen Dorf am Bahnhof empfangen.
Höhepunkt der Besatzungszeit war das Jahr 1923 mit der Besetzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen und Belgier. Die Reichsregierung verkündete den passiven Widerstand und die Bahnbediensteten, auch im Odendorfer Bahnhof, hielten sich daran. Stationsvorsteher Krämer und seine Kollegen weigerten sich, für die französisch verwaltete Reichsbahn zu arbeiten. Sie wurden im März 1923 mit ihren Familien in das nicht besetzte Gebiet ausgewiesen und kehrten erst im Juli 1924 heim.
Odendorf hatte 1925 177 Wohnhäuser, 225 Haushaltungen und 956 Einwohner. Davon waren 955 Katholiken, ein Einwohner war evangelisch. Juden wohnten keine im Ort. Am 30. Juni 1930 war die Besatzungszeit zu Ende. Dieses Ereignis wurde in Odendorf mit der Kirmes groß gefeiert.
Vgl. Gert Wirtz, Broschüre „Swisttal Odendorf“, Hrsg. Verein Zehnthaus e.V., 1999, S. 16ff.
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