Man kommt wahrscheinlich leicht auf den Gedanken, den Namen Odendorf auf die germanische Gottheit „Odin“ zu beziehen. Jedoch wäre diese Erklärung falsch, denn nur in der nordischen Form war der Name Odin gebräuchlich. Im Niederdeutschen nannten ihn die Germanen Wotan oder Wodan mit einer dialektischen Umwandlung als Godan oder Gudan.
Schon Professor Dr. Gerhard Mürkens, ein bekannter Ortsnamenforscher, hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass der Name Odendorf nicht von Odin abgeleitet werden könne.
Ein Auszug aus einer seiner Arbeiten (undatiert):
„Im Prümer Güterverzeichnis von 983 heißt der Ort Odendorpt. Seine Bedeutung ist „Dorf des Odo“. Der germanische Personenname Odo besagt etwa “Mann mit reichem Erbbesitz“. Für die Zurückführung des Namens auf Odo spricht auch die um 800 in den ältesten Urkunden des Bonner Cassiusstiftes vorkommende Namensform Odigedorp für Odingadorf. Das bedeutet „Dorf der Odinga“, mit anderen Worten „Dorf der Sippe des Odo“.
Zudem war gerade der althochdeutsche Personenname Odo, hochdeutsch Oto oder Otto bei unseren Vorfahren sehr beliebt. So steckt er auch in anderen Ortsnamen wie Oedekoven. Nach einem Stifter Odo ist auch Odenkirchen benannt – Kirche des Odo. Hier käme keiner auf den Gedanken, den Ort als Odinkirche zu deuten.“
Prof. Mürkens hat seinen Lebensabend in Odendorf verbracht. 1954 schrieb er in einem Brief an eine Lokalzeitung: „In Odendorf heißt seit der Hitlerzeit die Hauptstraße Odinstraße, und ich meine, es würde sich empfehlen, diesen anstößigen Namen bald durch eine andere Benennung zu ersetzen.“
1992 war im Zuge der Ortskerngestaltung nach einem Ideenwettbewerb die Möglichkeit ins Auge gefasst worden, auf dem Zehnthof einen „Odinsbrunnen“ als Blickfang zu gestalten. Der damalige Ehrenvorsitzende des Vereins Zehnthaus e.V., Dr. Johann Bayer, schrieb dazu 1992 in einem Brief an die Ratsfraktionen:
„Diesem Vorschlag liegt ein großer Irrtum zugrunde. Geleitet von den Wahnvorstellungen einer germanisch-völkischen Vergangenheit beschloß in den Jahren 1936/1937 die Nazi-Prominenz von Odendorf, alte Straßennamen zu ändern. Die Tagung hierzu fand in der damaligen Gaststätte Winterscheidt statt. Dort allerdings zum letzten Mal, weil die Partei sich entschlossen hatte, zur gegenüberliegenden Gaststätte Hansen, später Esser, heute Gaststätte Zum Adler, zu wechseln. Die Winterscheidts waren keine Parteimitglieder.
Auf dieser letzten Sitzung fielen alte und historische Straßenbezeichnungen wie Flinken- und Pützgasse dem germanischen Kultgedanken zum Opfer. So wurde u.a. beschlossen, die Flinkengasse in Odinstraße umzubenennen. Odendorf – dies ist der sprachlich wie historische Irrtum – hat mit der germanischen Gottheit ebenso wenig zu tun, wie etwa das benachbarte Rheinbach mit dem Rhein. [ …] Die Gemeindeväter würden gut daran tun, zu überlegen, ob die Wiedereinführung eines alten Straßennamens nicht ein Stück Rehabilitation und ein Stück wirklicher Dorferneuerung sein könnte. Auf dem Platz vor dem historischen Zehnthaus und im Angesicht der Alten Pfarrkirche einen Odinsbrunnen zu errichten, hieße der Nazi-Dummheit noch eine weitere hinzuzufügen.“
Wie wir wissen, haben sich aus diesem Brief keine Konsequenzen ergeben. 2002/2003 wurde der jetzige Steinbrunnen auf dem Zehnthofplatz errichtet. Er trägt keinen Namen.
Die Eckgaststätte Velten/Winterscheidt fiel 1978 einem Brand zum Opfer. An gleicher Stelle wurde die Zweigstelle der Raiffeisenbank errichtet und 1985 eingeweiht.
Vor dem Saal Winterscheidt, Blick in die Flinkengasse, heute Odinstraße
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