Vor 1922 gab es in unseren Dörfern keine öffentliche Wasserversorgung durch Rohrleitungen. Jedes Dorf hatte daher einen oder mehrere öffentliche Brunnen, den sogenannten Pütz. Nur in wenigen Häusern waren eigene Brunnen vorhanden.
In Essig befindet sich heute noch ein solcher Pütz in der jetzigen Sternstraße, der früheren Bonn-Schleidener Bezirksstraße. Die jetzt um Essig herumführende Bundesstraße 56 wurde erst in späteren Jahren gebaut.
Über diese alte Verkehrsstraße zogen einst die Hauderer. Es waren Fuhrunternehmer mit eigenem Gespann, die Stückgut, Holz, Kartoffeln und andere lebensnotwendige Dinge aus der Eifel mit ihren Pferdefuhrwerken bis nach Bonn transportierten.
Wenn diese Hauderer, die oft tagelang unterwegs waren, durch Essig kamen, dann hielten sie dort an. Gegenüber der alten Dorfpumpe befand sich ein Wirtshaus, das auch eine Übernachtungsmöglichkeit bot. Die Pferde der Hauderer kannten diese Stelle genau und machten unaufgefordert bei der Fahrt durch Essig an dieser Pumpe halt. Hier war ihre Tränke und gegenüber die der Hauderer. Dieses alte Gasthaus in der Sternstraße 29 wurde bis 1911 von Frau Lenchen Hohn bewirtschaftet. Sie wurde seinerzeit überraschend im Hause tot aufgefunden und die Überlieferung erzählt, sie sei möglicherweise nicht eines natürlichen Todes gestorben.
1911 ging das Haus in den Besitz der Familie Habbig über, gekauft von dem Schreiner Johann Heinrich Schmitz, Großvater des heute in Euskirchen wohnenden Dr. Johannes Habbig. Zu dem Haus gehörten eine Scheune und Stallungen. Die Schreinerei erhielt damals als erste im Dorf Anschluss an das Stromnetz. Von 1929 bis 1965 war dort eine Poststelle mit öffentlichem Fernsprecher untergebracht. 2016/2017 wurde das Haus abgerissen und ein vierzeiliges Neubau-Reihenhaus errichtet.
Über dem 13 Meter tiefen Brunnenschacht erhebt sich eine etwa 4 Meter hohe Pumpensäule mit Schwengel. Die Schachttiefe von 13 Metern war notwendig, weil erst ab 11 Meter Tiefe das Grundwasser erreicht wurde. Heute sind alle Brunnen in der Region trocken. Der Grundwasserspiegel ist erheblich unter die 11-Meter-Marke gesunken infolge der tiefen Gruben, die im nahegelegenen Braunkohlerevier durch Tageabbau entstanden sind.
Der Brunnenschacht war ursprünglich mit einem Deckel aus Basaltsteinen verschlossen, in den ein schmiedeeiserner Ring mit Blei eingelassen war. Bei den späteren häufigen Messungen des Grundwasserspiegels wurde dieser Deckel zerbrochen und durch einen gusseisernen ersetzt.
Neben der Pumpe stehen rechts und links je ein Basaltstein von etwa 80 cm Höhe, in denen oben ein Ring eingelassen ist. An diesen wurden die Pferde während der Rast befestigt.
Zeitzeugen erinnern sich an die bitterkalten Kriegswinter 1944/1945, als die Bevölkerung mit Schlitten zu diesem Pütz kamen, um Wasser zu holen. Andere Brunnen in der Region waren schon eingefroren.
Der Pütz ist äußerlich noch gut erhalten. Er wurde im Jahre 1987 auf Anregung und mit finanzieller Hilfe des Vereins Zehnthaus und der Gemeinde Swisttal restauriert. Gleichzeitig bekam der Platz um den Brunnen ein Kleinsteinpflaster. Damit trennte man den historischen Teil vom übrigen Bürgersteig ab.
So ist der Pütz in Essig ein geschichtliches Kleinod und eine der wenigen noch erhaltenen Dorfbrunnen unserer Heimat.
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