Archäologische Ausgrabung in Swisttal-Odendorf 2015
(Foto: Gisela Hein)
Tonscherben römischen Ursprungs auf Odendorfer Ackerböden sind keine Besonderheit. Die lössbedeckten, weitgehend ebenen Flächen der rheinischen Börde, zu der auch Odendorf gehört, wurden schon seit der Jungsteinzeit besiedelt und landwirtschaftlich genutzt.
Am Ortsrand hatten Luftbilder mit „verdächtigen Flecken“ Hinweise auf Bodenverdichtungen gegeben und so führte 2015 die Abteilung Klassische Archäologie der Universität Bonn mit zehn Studenten an der Odendorfer Oststraße eine Lehrgrabung durch. Diese Ausgrabungen erregten kein großes Aufsehen und wurden auch von der Bevölkerung kaum wahrgenommen.
Wozu die Geheimniskrämerei? Es galt zu verhindern, dass Unbefugte sich außerhalb der Grabungszeiten an der Stätte zu schaffen machen und dabei wertvolle Spuren zerstören oder gar Funde entfernen. Erst später kam es zu einer medialen Berichterstattung. 2016 haben der Grabungsleiter, Prof. Frank Rumscheid, und seine Assistentin, Dr. Marlis Arnhold, in einem Vortrag über die Grabung und die gewonnenen Erkenntnisse im Zehnthaus in Odendorf berichtet.
Der erste Arbeitsschritt war das Abtragen der Pflugschicht. Dann wurden gezielte Testschnitte vorgenommen. Dabei lernten die Studenten in praktischer Arbeit Erdschichten zu „lesen“. Die einzelnen Schnitte führten bis knapp einen Meter tief ins Erdreich.
Die Befunde konnten als Überreste römerzeitlicher Bauten identifiziert werden. Bei der zentralen Grabungsstelle lassen die Fundamentreste der Außenwände auf ein quadratisches Gebäude von ca. 15 mal 15 Metern Grundfläche schließen. Im Inneren weisen Fundamente von in zwei Fünferreihen angeordneten Stützen darauf hin, dass es sich um ein massives dreischiffiges Gebäude mit vermutlich durchfenstertem Obergeschoss gehandelt hat. Typische Kleinfunde, die bei der Datierung helfen, waren Scherben römischer Tongefäße sowie 28 Münzen, davon 15 bestimmbare. Weiterhin wurde ein menschliches Skelett gefunden – ob es ebenfalls aus römischer Zeit stammt, blieb mangels Beigaben unklar.
Diese Funde lassen auf eine intensive Benutzung des Geländes im Zeitraum zwischen etwa 50 und 400 n.Chr. schließen. Das Gebäude selbst scheint nicht vor dem späten 3. Jh. n. Chr. errichtet und im 4. oder 5. Jh. n. Chr. gezielt abgetragen worden zu sein.
Mehrfarbige Putzfragmente erlauben den Schluss auf aufwändig dekorierte Wände. Bruchstücke römischer Dachziegel deuten auf ein Ziegeldach mit geneigter Fläche hin. Es muss sich um ein repräsentatives Gebäude gehandelt haben, eine Villenanlage oder ein Heiligtum. Viele Fragen sind noch offen. Aufgabe der Wissenschaftler ist es nun, über Analogien zu bekannten Hallen den Nutzungszweck und die funktionalen Zusammenhänge der Anlage zu deuten. Tatsächlich gibt es durch die anthropologische Untersuchung der entdeckten Skelettreste und vor allem durch die zweite Grabungskampagne 2019 eine Fülle neuer Erkenntnisse.
Die generelle Fundauswertung, der Grabungsplan in mehreren Schichten und der schriftliche Bericht sind so weit gediehen, dass im Spätsommer 2022 mit einer Veröffentlichung in den Fachmedien gerechnet werden kann. Prof. Rumscheid hat sich bereit erklärt, danach über die Ergebnisse im Zehnthaus vorzutragen. Wir werden den Termin im Zehnthaus-Jahresprogramm wiederfinden.
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