Hinter Denkmalfassaden verbergen sich faszinierende Geschichten. Dies erleben alljährlich Millionen Besucher beim Tag des offenen Denkmals, den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bundesweit koordiniert. Auch 2021 laden Denkmaleigentümer und haupt- und ehrenamtliche Denkmalpfleger am 12. September interessierte Besucher in ihre Denkmäler ein.
Das Motto für 2021 lautet „Sein und Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“. Damit rückt die Handwerkskunst der Illusion in den Mittelpunkt.
Zur alltäglichen Erfahrung im 21. Jahrhundert gehören retuschierte Bilder. Wirklichkeit und Täuschung lassen sich kaum unterscheiden. Dabei ist der gekonnte Einsatz des „Scheins“ nicht neu. Im Barock wurden Decken, Fenster und Fassaden „vorgetäuscht“. Flächige Dekorationsrahmen wurden mit feinsten Stuckarbeiten an die Wände gebracht und zierten Fassaden und Decken. Damit die Räume noch größer wirken konnten, wurden häufig Spiegel angebracht und sogar ganze Spiegelsäle geschaffen. Mit dieser Architektur haben die geistlichen und adligen Herrschaften damals versucht, dem Leid und Elend in der Bevölkerung zu begegnen. Während Krankheiten und Hungersnöte tobten, ließen sie immer größere Burgen und Schlösser errichten. Der geistliche und weltliche Adel repräsentierte mit dieser Baukunst ein eigenes Lebensgefühl.
Ob Blendfassade oder Quaderputz - illusionistische Techniken sind also keine moderne Erscheinung. Sie aufzuspüren, vorzuführen und zu erläutern ist das Aufgabenfeld am Tag des offenen Denkmals 2021. Im Fokus steht die Frage, was Rekonstruktion und pure Fassadenerhaltung mit der Denkmalpflege zu tun haben.
Denkmalplakette am Odendorfer Zehnthaus und Erinnerungstafel an Dr. Bayer
(Foto: Verein Zehnthaus e.V.)
Denkmäler sind vieles: Wissensspeicher, Geschichtenerzähler, Hingucker, Wohn- oder Lernort. Menschen wohnen oder arbeiten darin, Handwerk wird an ihnen erlernt, angewendet und weitergegeben. Sie zu erhalten und zu bewahren, macht Denkmalpflege zu einem gesellschafts-relevanten Engagement. Voraussetzung dafür ist die Pflege der Substanz und nicht nur der Erhalt der äußeren Erscheinung. Der Tag des offenen Denkmals ist eine geschützte Marke der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Seit dem 30. Juli 2021 gibt es in Bonn in der Schlegelstraße, dem Sitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eine multimediale Wanderausstellung zu sehen. In sechs interaktiven Stationen macht die Ausstellung die „Baustelle Denkmal“ lebendig. Die Ausstellung ist bis zum 20. September 2021 geöffnet.
Aufgrund der Situation nach der Flut-Katastrophe hat der Verein Zehnthaus in diesem Jahr auf eine Teilnahme am Tag des offenen Denkmals verzichtet.
www.tag-des-offenen-denkmals.de
Erschienen am 4.9.21 in Blick Aktuell, Journal Rhein-Sieg-Kreis, Ausgabe 35/2021
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