Letztes Geleit für Lehrer Golla (Quelle: General-Anzeiger Bonn, Juli 1965)
Fortsetzung der Korrespondenz zwischen Lehrer Schuhmacher und dem avisierten Neuzugang, Lehrer Golla.
„Odendorf, den 3. 8. 21.
Geehrter Herr Golla!
Entschuldigen Sie, daß ich Ihr Schreiben erst heute beantwortet. Hier waren die 14-tägigen Sommerferien, die ich zu einer Rheinhöhenwanderung benutzte. Ich kam erst dieser Tage an. Aufrichtig gesagt, an Sie hatte ich schon nicht mehr gedacht; glaubte, Sie säßen an einer Stelle, die Ihnen mehr zusagte. Seitens der Regierung ist auch schon seit dem 1.4. ein Lehrer auftragsweise hier angestellt, ein Rheinländer und Kriegsbeschädigter dazu. Der hatte schon geglaubt, er bekäme die Stelle. Wenn nun Berlin entscheidet, daß Sie hierher müssen, so ist eben nichts zu machen. Sie werden sich dann mit den hiesigen Verhältnissen vertraut machen müssen. Es mag für einen Ostländer ja schwierig sein, sich in unserer Art einzugewöhnen, aber mit etwas gutem Willen geht es doch.
Ich glaube übrigens, daß ich Ihnen damals so ziemlich alles schrieb, was Sie interessieren dürfte. Ihr Vertreter wohnt bei den 2 Damen u. ist sehr zufrieden mit seinem Quartier. Nur ist der Übelstand dabei, daß er mittags und abends dort nicht essen kann. Er hat nun die 2 Mahlzeiten bei mir eingenommen. Meiner Frau ist das nun auf die Dauer zu viel Arbeit. Sie müssen sich also nach etwas Anderem umsehen, was aber nicht schwer sein dürfte. Wohnen können sie jedenfalls auch bei den Fräuleins. Die Einreiseerlaubnis muss jedenfalls ihre vorgesetzte Behörde bei der Interrall. Kommission für Sie beantragen. Einen Pass bekommen Sie dann hier ausgestellt.
Hier gibts gegen den 20. September herum noch einmal 25 Tage Ferien. Am besten fangen Sie dann den Unterricht hier nach den Ferien an, gegen den 20.10. herum. Ihr Befürchtnis, daß nichtrheinische Beamte ausgewiesen würden, scheint nicht zutreffend zu sein, denn hier hört man nichts mehr davon. Das gebe auch einen netten Wirrwarr. Denn wieviel nichtrheinische Beamte mögen wohl in unserem Rheinland sein?
Ob unser Klima hier milder ist wie auf Rügen, weiß ich nicht, möglich wäre es schon. Es stehen in unserem Bezirk eine ganze Menge ausgewiesener Lehrer, die sich an die hiesigen Verhältnisse ganz gut schicken. Unsere Schuljugend ist allerdings, wie sie alle sagen, viel lebhafter; das ist eben rheinischer Art. Sie brauchen also keine großen Befürchtnisse zu hegen. Nun, es wird sich alles finden, wenn Sie hier sind.
Mit bestem Gruß
Schumacher“
Damit endet die Darlegung der Korrespondenz.
Lehrer Johannes Golla, vorher Lehrer auf Rügen, trat seinen Dienst an der Odendorfer Schule im Oktober 1921 an. 1957 wird er nach 36 Jahren Schuldienst in Odendorf feierlich verabschiedet. Bis zu dieser Pensionierung unterrichtete er mehrere Generationen in Odendorf. Entsprechend würdevoll war die Feierstunde zu seiner Verabschiedung im Beisein von Prominenz aus Politik, Verwaltung, Kirche. Seine Schüler sorgten mit Gesangs- und Gedichtvorträgen für den festlichen Rahmen. Lehrer Golla verstarb 1965 in Odendorf.
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