Das alte Schulgebäude von Odendorf, Orbachstraße 3, auf dem Foto das weiße Gebäude rechts neben dem Fachwerkhaus, das später als Lehrerwohnung diente. Steht heute unter Denkmalschutz, Swisttal, Lfd.Nr 10 v. 30. April 2001 (Foto: odendorf.org)
Im Kirchspiel und Gerichtsbezirk Odendorf, zu dem auch Essig und Ludendorf gehörten, hatten die Pfarrer bis ins 19. Jahrhundert die Lehre in den Schulen selbst inne. Zu ihrer Entlastung zogen sie Vikare und Küster heran. Seit dem 18. Jahrhundert nahmen sich Kirche und Gemeinde der Unterrichtung und der Erziehung an und übernahmen die Zuständigkeit für den Bau und den Unterhalt der Schule.
Bis 1874 blieb die Lehrerstelle noch mit dem Küsteramt verbunden. Das Gehalt bestand aus einer Garbenrente. Jeder Bauer musste dem Lehrer als sogenannte „Jura“ eine festgesetzte Zahl von Korn- oder Weizengarben als Brotgetreide liefern. Ab 1819 wurde das Gehalt durch einen von der Gemeinde zu erbringenden festen Geldbetrag ersetzt. Als erster überlieferter Küster, Statthalter („statt“ des Pfarrers) wird 1774 im Pfarrarchiv Heinrich Büttgenbach (Böttgenbach) genannt.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts hat es in Odendorf mit Essig angeblich bereits ein Schulgebäude gegeben, das auf der Stelle des späteren, bis heute erhaltenen Schulgebäudes in der Orbachstraße 3 entstanden sein könnte. Ein Nachweis findet sich in der topografischen Landesaufnahme durch Tranchot und von Müffling aus den Jahren 1808 und 1809. In dieser Karte ist in Odendorf am Orbach ein Gebäude an der Stelle zu erkennen, wo in dem 1823 mit der Hand aufgenommenen Urkataster von Odendorf ein Gebäude mit der Bezeichnung „Schule“ eingemessen ist, das heutige Haus in der Orbachstraße 3.
1771 stiftete der „Gemeinsmann“ (Mitglied des Gemeinderats) Jonas Mömerzheim „…240 Rheintaler zu einer freyen Schul für die Odendorfer Kinder, sowohl Reiche als Arme. Davon soll ein zeitlicher Magister jährlich die Pension genießen unter folgenden Bedingungen: Daß er auch den Sommer hindurch, Juli und August ausgenommen, zum wenigsten alle Tage eine Stunde morgens um 6 Uhr nach der Messe, nachmittags von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr, die Kinder im Lesen und Schreiben unterrichten soll, 2. soll er täglich mit den Kindern beten fünf Pater und Ave zu Ehren der Heiligen fünf Wunden Jesu Christi […] damit er Fleiß und Eifer in Unterweisung der Jugend haben möge“.
1776 wird auf Veranlassung von Statthalter Büttgenbach das Schulgebäude am Orbach einschließlich der Erneuerung des Dachstuhls instandgesetzt. Die Materialkosten werden auf die beiden Ortschaften Essig und Odendorf im Verhältnis der Bevölkerungszahl beziehungsweise Häuser 1:6 umverteilt.
Das bis heute immer wieder verputzte Fachwerkgebäude entspricht in seiner Bauweise dem am Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich und Preußen entwickelten Bautypus der ländlichen Schule. Er wurde nach 1800 verstärkt auch im Rheinland als einheitlicher Schulbau verwendet. Das bis heute erhaltene Schulgebäude in Odendorf ist also vor 1808/ 1809 entstanden. Es handelt sich damit um das älteste als Schule errichtete und erhaltene Gebäude im Rhein Sieg Kreis. In diesem ersten Schulbau Odendorfs war von 1803 bis 1831(?) der Küster, Magister und Kirchenrechner (Rendant) Johann Peter Büttgenbach tätig.
1867 genehmigte die Königliche Regierung in Köln „…dem Beschluss der zuständigen Gemeindevertretung und des Schulvorstands von Odendorf entsprechend die Errichtung einer Mädchenklasse zu Odendorf sowie die Berufung einer Lehrerin…“.
Bis 1869 ist auch der eingeschossige Erweiterungsbau fertig, der für den weiteren Klassenraum nach Süden anstelle des vorherigen Schulgartens angefügt wird (heute Orbachstraße 1). Im alten Schulhaus wurden zuletzt 120 Kinder unterrichtet.
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