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Folge 36: Die Orgel in der Odendorfer Pfarrkirche St. Petrus und Paulus

Benjamin Bosbach • 2. Dezember 2022

Die Orgel der Odendorfer Pfarrkirche St. Petrus und Paulus
(Foto: Nicole Prinz)


Mit der im Jahre 1908 erbauten Klais-Orgel verfügt die „große“ katholische Kirche in Odendorf über ein besonderes Zeugnis spätromantischer Orgelbaukunst, das im Folgenden kurz vorgestellt werden soll.


Die Töne einer Orgel werden ähnlich produziert wie bei Blasinstrumenten. Ein Luftstrom, der bei Orgeln heute von einem Motor, früher von sogenannten „Kalkanten“ (Balg- oder Bälgetreter) erzeugt wird, gelangt in einen Klangkörper (bei der Orgel „Pfeife“ genannt), der wiederum einen hörbaren Ton erzeugt. Während die Länge des Luftstromes im Klangkörper (und somit die erzeugte Tonhöhe) bei einer Blockflöte durch verschiedene Griffe variiert werden kann, steht in einer Orgel für jeden Ton eine Pfeife einer bestimmten Länge zur Verfügung. Eine weitere Tonvariation wird durch die „Register“ erzeugt: Für jede Tonhöhe sind verschiedene Pfeifen vorhanden, die sich nicht in der Länge, dafür aber in der Bauart unterscheiden und so unterschiedliche Klangfarben eines Tones gleicher Höhe produzieren. Die Odendorfer Orgel umfasst 19 solcher Register.


Ein komplexes technisches System sorgt dafür, dass je nach Kombination des verwendeten Registers und der gedrückten Tasten der vom Motor erzeugte „Spielwind“ in die entsprechende Pfeife gelangt und diese zum Klingen bringt.

Das meistverwendete Übertragungssystem ist die sogenannte „mechanische Traktur“ Dabei sind die Registerzüge und die Tasten durch „Abstrakten“ aus Holz mit Ventilen unter den Pfeifen verbunden. Diese werden durch Drücken der Tasten bzw. Ziehen des Registerzuges geöffnet, wodurch der Spielwind in die Pfeifen gelangen kann.


Spieltisch der Orgel in der Odendorfer Pfarrkirche St. Petrus und Paulus

(Foto: Nicole Prinz)


In der Odendorfer Orgel befindet sich ein anderes System, das für ihre Entstehungszeit typisch ist, die sogenannte „pneumatische Traktur“ (griech. Pneuma = Luft). Hierbei werden die Ventile nicht durch einen mechanischen Zug, sondern durch den sogenannten „Arbeitswind“ geöffnet, der nach dem Drücken einer Taste bzw. dem Ziehen eines Registerzuges durch kleine Rohre („Kondukte“) fließt. Die pneumatische Traktur hat gegenüber der mechanischen Traktur den Vorteil, dass der Druck, den man beim Drücken einer Taste ausüben muss, nicht mit einer zunehmenden Zahl an gezogenen Registern steigt. Als Nachteil ist zu vermerken, dass der Zeitraum zwischen dem Drücken einer Taste und dem Erklingen eines Tones länger ist als bei der mechanischen Traktur.

 

Diese technischen Gegebenheiten der Orgel haben auch Auswirkungen darauf, welche Musikstücke besser oder schlechter spielbar sind. So lässt sich beispielsweise ein Großteil der barocken Orgelliteratur, bei der oftmals feine Details beim Anschlag der Taste in schnellen Passagen entscheidend sind, weniger gut auf der Odendorfer Orgel darstellen als romantische Orgelliteratur, bei der es häufig auf eine gute und ausgewogene Mischung verschiedener Register ankommt.


Finanziert wurde die Klais-Orgel (Opus 388) damals mit ca. 8.000 Reichsmark durch den Odendorfer Bürger Peter Welter. Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass die Orgel ursprünglich nicht für die Odendorfer Pfarrkirche erbaut wurde. Einige an der Rückwand der Orgel befindliche Türen wurden aus Platzgründen zerschnitten. Auf einer erhaltenen Planungszeichnung der Orgel sind zwei Spitzbogenfenster im Hintergrund eingezeichnet, obwohl sich in Odendorf nur ein einzelnes Rosettenfenster hinter der Orgel befindet. Zudem ist auf einer Holzpfeife der Hinweis „Heiligenstadt“ erkennbar.


1997 wurde die Orgel durch die Orgelbaufirma Weimbs restauriert. Da dabei nur Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten vorgenommen wurden, ist der originale Pfeifenbestand noch erhalten. Dies macht die Orgel zu einem wichtigen historischen Denkmal. Der neugotische Prospekt der Orgel – also die sichtbare Pfeifenreihe – besteht aus Teilen des Registers Violon 16‘. Damit ein Lichteinfall durch das rosettenförmige Fenster möglich wurde, hat man die Orgel freischwebend ohne Untergehäuse errichtet.

von Sammlung Zehnthaus / Gemeindearchiv Swisttal 16. Februar 2025
Es geschah im Jahre 2006. Die Gemeinde Swisttal hatte sich ein ehrgeiziges Projekt auf die Fahnen geschrieben. Ideengeber war Bürgermeister Eckhard Maack, unterstützt durch seinen Büroleiter Bernd Kreuer. Einmal wöchentlich sollte über das ganze Jahr hinweg im Ortsteil Odendorf ein Bauernmarkt stattfinden. Im März des Jahres stellten beide gemeinsam mit Vertretern der Landwirtschaft und der Odendorfer Ortsvorsteherin Elisabeth Kümpel das Projekt im Rathaus vor. Vorbild für das Konzept war der Rheinische Bauernmarkt in Hamminkeln-Loikum. Maack und Kreuer hatten den Markt besucht und entsprechende Informationen gesammelt, z.B. über Vermarktungsstrategie und Produktlisten. Im April lud die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung ins Odendorfer Zehnthaus ein. Tagesordnungspunkt: Der „Rheinische Bauernmarkt“ in Swisttal. Der Aufruf war ein Erfolg. Mehr als 30 Interessierte aus Swisttal, Meckenheim, Rheinbach, Bornheim, Bonn und Euskirchen waren gekommen. 24 Personen hatten sich in eine Liste für die weitere Entwicklung der Idee eingetragen. Die Zuversicht war groß, allerdings fehlte auch nicht der Hinweis, dass der Markt am Ende für die Aussteller auch wirtschaftlich interessant sein müsse. Nun ging es Schlag auf Schlag. Von April 2006 bis Februar 2007 fanden auf Einladung der Gemeinde sechs Sitzung zunächst im Zehnthaus und danach im Ratssaal der Gemeinde statt. Themen waren: Produktabstimmung, Marktbeschickung, Abstimmung mit den Kooperationspartnern, Marktordnung, Satzung, Vertragsentwurf. Das Angebot sollte eine reichhaltige Palette von regionalen landwirtschaftlichen Produkten von frischer, hochwertiger Qualität umfassen und durch regionale Spezialitäten wie zum Beispiel Backwaren und Konfitüre ergänzt werden. Ziel war eine festere Bindung zwischen den Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte und den Verbrauchern und damit gleichzeitig eine Stärkung der wirtschaftlichen Seite der traditionellen heimischen Landwirtschaft. Zielgruppe für den Markt war der qualitätsbewusste Verbraucher, der sich mit der ländlichen Umgebung identifizieren will, der den Wunsch nach einer individuellen Bedienung hat und der auch gerne soziale Kontakte beim Einkauf sucht. Der Kunde sollte dem trauen, was in seinem Einkaufskorb landete. Für Odendorf sprach der Zehnthausplatz mit seinem besonderen Ambiente, auch wegen der guten Verkehrsanbindung.  Und so gründete sich am 8. März 2007 der Verein Rheinischer Bauernmarkt Swisttal unter dem Vorsitzenden Karl-Josef Heck mit zwölf ordentlichen Mitgliedern. Bereits am 3. Mai folgte dann die offizielle Eröffnung des Marktes mit sieben Ständen. Als Öffnungszeiten wurden Donnerstag von 14 bis 18:30 Uhr festgelegt. Zeitgleich eröffneten die Landfrauen unter der Leitung von Elisabeth Kümpel im Zehnthaus das Bauerncafé als Kommunikations- und Anlaufstelle für die Marktbesucher.
von Sammlung Zehnthaus 22. Dezember 2024
In der Zeit vor Weihnachten werden vielerorts kunstvolle Krippen aufgestellt, die sich in der Anzahl der Figuren und auch im Material voneinander unterscheiden. Vielfach beginnt man damit bereits nach Totensonntag oder am ersten Advent. In diesem Fall startet das Krippenbild oftmals mit der Herbergssuche oder es stehen am Anfang nur die Hirten und Schafe in der Weihnachtskrippe. Das Bild ändert sich dann häufig bis Weihnachten. Es werden Mägde und Handwerker dazu gestellt, kurz vor dem Fest kommen ein Ochs und ein Esel hinzu, bevor schließlich am Heiligen Abend Maria und Josef im Krippenstall zu sehen sind. Kurz vor der Bescherung wird dann das Christuskind in die Wiege gelegt. Nach Weihnachten treten dann noch die heiligen drei Weisen aus dem Morgenland auf. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Aufstellung. Manche Familien beginnen bereits am ersten Weihnachtstag damit, andere wiederum stellen die heiligen drei Könige erst am 6. Januar aus, dem Tag des Besuchs der drei Weisen an der Krippe des neugeborenen Jesu in Bethlehem, so wie es das Evangelium erzählt. Es gib also viele gewachsene Traditionen innerhalb von Familien und bei der Entwicklung des Brauchtums. Als eigentlicher Vater der Weihnachtskrippe gilt der Gründer des Franziskaner Ordens, der Heilige Franz von Assisi. Verbunden damit ist das Kloster Greccio, eine Einsiedelei im Rieti-Tal in der Region Lazio in Mittelitalien. Franziskus wollte im Jahre 1223 dort das Weihnachtsfest feiern. Er ließ für ein historisches Krippenspiel in einer Felsgrotte einen Stall aufbauen mit einem lebendigen Ochsen und Esel sowie einer mit Stroh gefüllten Krippe. Damit wollte er die Geburtsgeschichte Jesu vermitteln. An diesem Ort wird heute auf mannigfache Weise an dieses Ereignis erinnert. Besonders eindrucksvoll ist die Mariengrotte, die Stelle, an dem Franziskus das Krippenspiel lebendig werden ließ. Diese neue Art, die Weihnachtsbotschaft zu verkünden, berührt die Menschen bis in unsere Tage. Die zahlreichen Krippendarstellungen geben davon ein beredtes Zeugnis. Ab dem 16. Jahrhundert fand die Weihnachtskrippe durch die Jesuiten eine europaweite Verbreitung. Als es später zur Zeit der Aufklärung in einigen Ländern zu Krippenverboten kam, bauten die Menschen insgeheim ihre Krippen in ihren Häusern und legten damit den Grundstein für die Entwicklung der Hauskrippe. Die Darstellung der Heiligen Nacht wurde bis ins späte 19. Jahrhundert in eine morgenländische Landschaft eingebettet. In der weiteren Entwicklung bildeten sich verschiedene neue Formen aus. Krippenbauer verlegten die Weihnachtsgeschichte in ihre Heimat. Die Geburt Christi fand zum Beispiel in einer Tiroler Berghütte inmitten der Alpen statt und nicht in exotischer Umgebung mit Sand und Palmen. Die Figuren kleidete man in der jeweiligen regionalen Tracht. Dahinter stand der Gedanke, die Geburt Christi in die Lebenswirklichkeit der Gläubigen zu übertragen. Frohe Weihnachten
von Sammlung Zehnthaus 7. Dezember 2024
Die Vernehmungen der zu Unrecht beschuldigten jungen Frau dauerte drei Tage und endeten ohne ein für die Gestapo zufriedenstellendes Ergebnis. Bei der Haftentlassung hieß es nur lapidar: „Da hast du ja noch einmal Glück gehabt“. An dem inhaftierten polnischen Zwangsarbeiter Anton Wujciakowski jedoch wurde ein Exempel statuiert. Seine Exekution, der kein Gerichtsverfahren vorausgegangen war, wurde durch die Staatspolizei, Außenstelle Bonn auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes nach exakten Vorgaben durchgeführt. Nach der Exekution mussten die an der Hinrichtungsstätte zusammengeführten polnischen Zwangsarbeiter sämtlicher Gemeinden des Amtes Ollheim und Rheinbachs an dem Leichnam vorbeigehen und ihn berühren. Die sterblichen Überreste wurden zum Anatomischen Institut nach Bonn gebracht und anschließend auf dem Bonner Nordfriedhof beigesetzt. Die strafrechtliche Aufarbeitung dieses Verbrechens kam erst in den 1960er-Jahren ins Rollen. 1959 ging beim Regierungspräsidenten in Köln eine Beschwerde zweier Ludendorfer Landwirte ein, die in einer strittigen Bauangelegenheit bei der Amtsverwaltung Ludendorf kein Gehör fanden und deswegen bei den Aufsichtsbehörden auf die vermeintlichen Missstände in der Amtsverwaltung aufmerksam machen wollten. Mit der im Beschwerdebrief gemachten Feststellung, dass während des Krieges in Miel ein polnischer Kriegsgefangener ermordet worden sei und die Verantwortlichen gerichtlich noch nicht belangt worden seien, wollten sie die Untätigkeit der Behörden unterstreichen. Ob sie mit ihrem eigentlichen Anliegen erfolgreich waren, ist nicht überliefert. Ihnen ist jedoch zu verdanken, dass das Landeskriminalamt NRW und die Bonner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Unbekannt einleiteten, die sich über mehrere Jahre erstreckten. Ehemalige Bonner Gestapobeamte wurden vernommen, die jedoch jede Verantwortung von sich wiesen. Zu einer Anklageerhebung kam es letztlich nicht, weil die Verdächtigen aus Krankheitsgründen nicht mehr vernehmungsfähig waren oder während der Ermittlungen verstorben sind. Wer die Akten und Zeugenaussagen über diesen Fall liest, empfindet Scham und Abscheu über das, was in der damaligen Mieler Kiesgrube geschah. Im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen sind zahlreiche weitere Fälle von Exekutionen ausländischer Zwangsarbeiter wegen des im Krieg verhängten Umgangsverbots mit deutschen Frauen im Raum Bonn/Rhein-Sieg bekannt geworden. Für das Gebiet der heutigen Gemeinde Swisttal stellt die Exekution von Anton Wujciakowskis nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes jedoch einen Einzelfall dar. Die Gedenkstele für Anton Wujciakowski wurde 2014 auf Initiative des Buschhovener Heimatforschers, Dr. Benno Willers, aufgestellt, der im Rahmen der Recherchen zu seinem Buch „Damals in Buschhoven 1939-1948“ auf das Schicksal des polnischen Zwangsarbeiters Anton Wujciakowski aufmerksam wurde und „ein Bollwerk gegen das Verdrängen und Vergessen“ schaffen wollte. Der Rheinbacher Historiker, Dr. Horst-Pierre Bothien hatte bereits 2007 über die Hinrichtungen von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen im Raum Rheinbach-Euskirchen-Mechernich intensiv geforscht und angeregt, ein dauerhaftes Zeichen für die in der Region gewaltsam zu Tode gekommenen Zwangsarbeiter zu setzen. Die Gemeinde Swisttal folgte dieser Anregung mit einstimmigem Beschluss 2013. Am 09.08.2014 wurde im Rahmen einer feierlichen Gedenkveranstaltung in der Nähe des Exekutionsortes der Gedenkstein enthüllt. Zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Privatpersonen waren anwesend. Der polnische Vizekonsul erinnerte daran, dass im Zweiten Weltkrieg mehr als 12 Millionen Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt wurden, darunter ca. 2,8 Millionen aus Polen.  Letztlich sei es unser „aller Auftrag, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und sie nicht zu vergessen“. Auch Dr. Willers rief die unbegreiflichen Vorgänge jener Tage noch einmal in Erinnerung. Pfarrer Ernst Edelmann charakterisierte diesen Stein als ein Zeichen der Wachsamkeit und rief zum Engagement für Gerechtigkeit und zum friedlichen Miteinander auf. Mit einem Gebet des aus Polen stammenden Kaplans Pater Marek endete die Gedenk- und Einweihungsfeier. Die aus Spenden finanzierte Stele aus Anröchter Dolomit gestaltete der Swisttaler Steinmetz, Horst Bürvenich. Sammlung Zehnthaus Dr. Benno Willers „Damals in Buschhoven 1939 – 1948 NRW-Archiv v. 13. 8. 2014/Gemeindearchiv
von Sammlung Zehnthaus 6. Dezember 2024
Das Naturschutzgebiet SU-058 – Swistniederung bei Miel – erstreckt sich von Lützermiel aus an der Swist nach Süden Richtung Morenhoven auf rund 40 Hektar. Das Gebiet wurde 1998 unter Naturschutz gestellt. Ein Wander- und Fahrradweg durchquert das Gebiet. Wenn ein Wanderer oder Radfahrer an der B 56 gegenüber dem historischen Swistübergang Lützermiel und der RSAG-Entsorgungsanlage in Swisttal-Miel startet, findet er nach wenigen hundert Metern auf der linken Seite eine Gedenkstele. Darauf ist zu lesen: „Zum Gedenken / Anton Wujciakowski / Zwangsarbeiter aus Polen / wurde hier vor den Augen vieler anderer Zwangsarbeiter von der Gestapo / am 9. August 1941 im Alter von 32 Jahren erhängt / ihm wurde zu Unrecht vorgeworfen / einer deutschen Frau zu nahe gekommen zu sein“. Nach der Besetzung Polens durch die Nationalsozialisten wurden hunderttausende polnische Volksangehörige als Kriegsgefangene oder als „Zivilarbeiterinnen und -arbeiter“ ins De utsche Reich verbracht, beinahe ausnahmslos Zwangsverschleppte. Hier wurden sie vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt. Eine Vielzahl von Anordnungen regelte ihre Lebensführung. Für eine „unsittliche“ Annährung zu einer deutschen Frau oder zu einem deutschen Mann, drohte ihnen die Todesstrafe. Das Recht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren hatten sie nicht, da in der nationalsozialistischen Rassenideologie die slawischen Völker als minderwertig galten. Darüber, was am frühen Morgen des 09.08.1941 in der Nähe des damaligen Reichsarbeitsdienstlagers in der Kiesgrube bei Miel geschah, geben die im Landesarchiv NRW verwahrten Archivakten der Staatsanwaltschaft Bonn über ein 1964 eingeleitetes „Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Ermordung eines polnischen Kriegsgefangenen im Raume Miel im Frühjahr 1941“ Aufschluss.  Anton Wujciakowski, am 03.04.1909 in Tremessen (Kreis Mogilno im Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen) geboren, war seit 1940 dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Abel in Hohn als „Fremdarbeiter“ zugewiesen. Zu diesem Zeitpunkt verlor er seinen Status als Kriegsgefangener und unterstand nun der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Von einem Zeitzeugen wurde er als zuverlässig, fleißig und ordentlich beschrieben. Zur gleichen Zeit arbeitete auf dem Gut Hohn eine junge Deutsche als Haushaltshilfe, die durch ihre Arbeit zwangsläufig auch mit den dort eingesetzten Zwangsarbeitern in Kontakt kam, da sie u. a. dafür zuständig war, ihnen Essen und Kaffee aufs Feld zu bringen. Eines Tages wurde Anton Wujciakowski ohne Wissen der Familie Abel von der Staatspolizei Bonn abgeholt und verhört, wenig später auch die junge Frau. Vermutlich aufgrund einer anonymen Anzeige wurde Wujciakowski beschuldigt, „verbotenen Umgang“ mit der deutschen Haushaltshilfe gehabt zu haben. Obwohl sich der erhobene Verdacht durch medizinische Untersuchung der in Verdacht geratenen Frau nicht erhärten ließ und beide die Anschuldigungen bestritten, wurde Anton Wujciakowski nach ca. vier Monaten Haft am 09.08.1941 in der Kiesgrube bei Miel durch Erhängen getötet. Sammlung Zehnthaus Dr. Benno Willers „Damals in Buschhoven 1939 – 1948 NRW-Archiv v. 13.8.2014 / Gemeindearchiv
von Martin Effelsberg / Sammlung Zehnthaus 9. November 2024
Die Chorfenster der Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Odendorf sind nicht nur Kunstwerke der Glasmalerei mit biblischen Themen, sondern senden auch verborgene weltliche Signale. Im Detail zeigen die Chorfenster Auszüge aus der Offenbarung des Johannes (Apokalypse), dem letzten Buch des Neuen Testaments. 
von Sammlung Zehnthaus 19. Oktober 2024
Zu der zerstörten Infrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieges gehörten auch zahlreiche Kirchen. Die Chorfenster der neuen Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Odendorf waren ebenfalls beschädigt und mussten ersetzt werden. Für die künstlerische Gestaltung wurde der international bekannte Glasmaler Paul Weigmann gewonnen. Der Künstler (1923 – 2009) lebte in Leverkusen. Seine Werke mit apokalyptischen Themen finden sich vor allem in Sakralbauten, aber auch in profanen Gebäuden. Insgesamt gestaltete er über 300 Kirchenfensterzyklen. Allein in Leverkusen sind seine Buntglasbilder in 14 Kirchen zu finden, in Köln sind es fünf Gotteshäuser. Weitere Beispiele sind das Bonner Münster, die Dome von Worms, Mainz, Speyer und vielen weitere Städte. Auch in den Nachbargemeinden Oberdress und Straßfeld ist Weigmann vertreten. Zunächst wurden 1952 die drei Chorfenster und 1973 die Seitenfenster ersetzt. Hergestellt wurden diese Fenster durch die Firma Glasmalerei Oidtmann in Linnich. Es ist die älteste Werkstatt dieser Art in Deutschland, die bereits in der fünften Generation betrieben wird. Internationale Künstler, Architekten und Konservatoren schätzen die über 150jährige Fachkompetenz dieser Glasmalerei. Glaskunstobjekte aus diesem Unternehmen sind in der Sammlung des Vatikans und im Victoria & Albert Museum in London zu bewundern. Es gibt noch weitere große Werkstätten im Rheinland und Westfalen. Damit wurde die Glasmalerei zu einem historisch gewachsenen regionalen Kulturgut. Nordrhein-Westfalen nimmt damit bei der Geschichte und Entwicklung der modernen Glasmalerei eine Schlüsselstellung mit internationalem Einfluss ein. So entstand folgerichtig aufgrund einer Bürgerinitiative in Linnich in einer ehemaligen Getreidemühle das Deutsche Glasmalerei-Museum, eine deutschlandweit einzigartige Sammlung. Den Grundstock für die Dauerausstellung legten über 1200 Glasmalereien der Nachkriegszeit und eine Bibliothek als Schenkung aus dem Bestand der Firma Oidtmann. Die Besucher erwartet ein repräsentativer Überblick zur Geschichte der Glasmalerei vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart.  Die Chorfenster der Odendorfer Pfarrkirche sind folglich künstlerisch bedeutsam. Heute zeigen wir die Gesamtansicht der Chorfenster, Detailberichte folgen.
von Sammlung Zehnthaus 27. September 2024
Die Familie von Boeselager ließ von der Figurengruppe eine kleine Kopie fertigen, jedoch auch diese Gruppe hatte keine lange Verweildauer in diesem Kapellchen. Sie wurde aus Sicherheitsgründen nach Gut Capellen gebracht. Die neuen Figuren stammen aus dem Nachlass der Siegburger Abtei Michelsberg. Einwohner aus Heimerzheim hatten sich als Paten Jahrzehnte um die Erhaltung des Heiligenhäuschen gekümmert. 1991 wurde es in die Denkmalliste der Gemeinde -Swisttal eingetragen. Schon damals war die Bausubstanz durch eindringendes Regenwasser stark gefährdet und in der Folgezeit verschlechterte sich der bauliche Zustand. 2018 übernahm Rainer Schmitz aus Heimerzheim die Initiative und gab diesem Bilderstock und dem Umfeld in einem mehrwöchigen Einsatz ein neues Gesicht. Unterstützung fand er beim Bauhof der Gemeinde Swisttal. Sach- und Geldspenden von Firmen halfen bei der Beschaffung der Bänke und bei der Gestaltung der Außenanlagen, engagierte Privatpersonen beteiligten sich an weiteren Kosten. Eine Herz-Jesu-Gruppe aus Gips bildete in den letzten Jahrzehnten das Herzstück der Kapelle. Als Wetterschutz brachte Schmitz deshalb hinter dem Gitter eine Plexiglasscheibe an. Die Figuren Jesus und Josef der Herz-Jesu-Gruppe aus dem Nachlass der Abtei Michelsberg tauschte er aus. Den Tafeltext hat Schmitz entziffert und übersetzt.
von Sammlung Zehnthaus 13. September 2024
Wo die B 56 an der Einfahrt zur Entsorgungsanlage der RSAG die Swist überquert, befindet sich der historische Swistübergang Lützermiel. Hier sind Reste eines Straßendamms zu finden, dessen unterste Schichten nach archäologischen Befunden zu einem römischen Straßendamm gehörten. Die historische Straßentrasse führte vermutlich über den Kottenforst bis nach Bonn und war eine wichtige Transportstrecke. Heute informiert dort der Ortsausschuss Morenhoven über historische Landkarten und weist die ideale Fahrradstrecke der Rheinischen Apfelroute aus. Wer hier mit dem Fahrrad ankommt und Richtung Norden nach Heimerzheim weiterfährt, sieht nach wenigen Metern wie der Jungbach in die Swist mündet und entdeckt kurz darauf direkt am Bach gegenüber von Gut Vershoven eine gepflegte Denkmalstätte, die zum Verweilen einlädt: Das Heiligenhäuschen. 1823 wurde das Heiligenhäuschen von Ferdinand Trimborn und Franziska Scheiff erbaut. Eine Tafel auf dem alten Friedhof in Bonn erinnert an die beiden. Eine Steintafel am Bilderstock in Latein weist auf den Zeitpunkt der Erbauung des Denkmals hin. Auf einer weiteren Tafel steht der von Rainer Schmitz übersetzte Text: „Zur Ehre Gottes und der seligsten Jungfrau Maria haben dieses Denkmal aus den Steinen der Kirche zu Capellen die Bürger Ferdinand Trimborn und Franziska Scheiff im Jahre 1823 gebaut“. Von dem Übersetzer wird später noch die Rede sein.
von Sammlung Zehnthaus 3. August 2024
In NRW gibt es Zehntausende von archäologischen Fundstellen. Tausende Bodendenkmale sind in den Denkmallisten eingetragen. Der Boden birgt jedoch noch weit mehr Zeugnisse der Vergangenheit, die auch von privater Seite auf Interesse stoßen. Die Zusammenarbeit zwischen amtlicher Bodendenkmalerpflege und privaten Suchern unter Einhaltung der Regeln ist durchaus erlaubt. Wer Sondengänger werden und die Denkmalpflege unterstützen will, für den sind einige Formalitäten bei der zuständigen Oberen Denkmalbehörde (Kreis) zu erledigen. In einem Informationsgespräch mit den Archäologen des Landschaftsverbandes wird sichergestellt, dass bestimmte Standards eingehalten werden und Bodendenkmäler keinen Schaden nehmen. Diejenigen, die sich wirklich für Archäologie und den Erhalt unseres kulturellen Erbes interessieren, erhalten dann nach Paragraf 15 Denkmalschutzgesetz NRW eine Grabungserlaubnis. Die Genehmigung gilt zeitlich begrenzt für ein festgelegtes Suchgebiet. Sie ist stets mitzuführen und auf Verlangen vorzuzeigen. Ein wachsender, zum großen Teil illegaler Markt für Antiken bietet finanzielle Anreize. Zudem ist die Suche mit Metalldetektoren in den vergangenen Jahren zu einer Freizeitbeschäftigung geworden. Nur ein Bruchteil dieser Personen verfügt über das notwendige Fachwissen oder arbeitet mit der Denkmalbehörde zusammen. Bis heute werden Raubgrabungen häufig als „Schatzsuche“ bagatellisiert und als Kavaliersdelikt. Was viele nicht wissen: Wer auf eigene Faust als Sondengänger mit Detektoren auf die Suche geht, kann Bodendenkmäler oder auch Fundstellen zerstören, damit geht wertvolles Wissen verloren. So geschehen in folgendem Fall. 1999 entdeckten Raubgräber eine Bronzescheibe in der Nähe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt. Dieses einzigartige Artefakt ist 4000 Jahre alt und zeigt den Sternenhimmel mit Mondabbildungen sowie Angaben zum Stand der Sonne. Es ist die älteste bisher bekannte Himmelsdarstellung. Vermutlich diente die Scheibe astronomischen und religiösen Zwecken. Der illegale Fund wurde für 700.00 DM an Hehler verkauft. Als der Schatz 2002 verschiedenen Museen angeboten wurde, stellte die Basler Polizei gemeinsam mit dem geständigen Finder das Objekt sicher. Räuber und Hehler wurden zu Haftstrafen auf Bewährung und Geldstrafen verurteilt. Der Fund an sich war die positive Nachricht. Leider konnten Wissenschaftler den Fundort erst nachträglich untersuchen. Trotz Nachgrabungen im Rahmen eines Forschungsprojektes konnten die Deponierungsumstände der Scheibe und der Beigaben nicht zweifelsfrei offengelegt werden. Der Befundzusammenhang wurde durch die Raubgräber zerstört. Damit gingen wertvolle Erkenntnisse über die frühe Bronzezeit verloren. Die Originale gehören seitdem zur Schatzkammer des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. 
von Sammlung Zehnthaus 20. Juli 2024
Wer über Denkmalschutz spricht, denkt bei Bodendenkmälern und Bodenfunden auch an Grabräuber. Der Begriff trifft auch dann zu, wenn diese Personen nur nach Scherben oder Münzen suchen. Die Form des Grabraubes ist ein altes Phänomen. Wir kennen es schon seit der Vorgeschichte. Ziel der Suche waren die wertvollen Beigaben in Gräbern. Dies war in allen alten Kulturen der Fall. Die meisten Funde kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ans Tageslicht. Durch den Landausbau entstanden neue Felder und Siedlungen. In der Folge haben die Bauern auf ihren neu angelegten Flächen bis heute zahlreiche vergrabene Wertgegenstände „ausgeackert“, es waren Zufallsprodukte. Seit einigen Jahrzehnten erleben wir hier eine Renaissance und damit auch einen Anstieg von illegalen Grabungen. Tatsächlich entstehen durch Raubgrabungen erhebliche Schäden am Kulturgut. Das fachfremde Graben ohne Dokumentation zerstört kulturhistorische archäologische Zusammenhänge. Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse werden verhindert. Ausgrabungen in Deutschland sind von den Denkmalschutzbehörden der Länder streng reglementiert. So benötigt man überall eine Genehmigung für Grabungen, teilweise bereits für Nachforschungen. Alle Funde sind zu melden und gehen fast immer in Landeseigentum über, manchmal wird der Finder auch beteiligt. Auch bei Zufallsfunden besteht eine Meldepflicht. Dennoch sind Raubgrabungen auch in Deutschland an der Tagesordnung. 
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