Im Bereich des Zehnthofplatzes im historischen Ortskern von Odendorf finden wir eine Reihe klerikaler und profaner Bauten, die sich zu einem sehenswerten Ensemble zusammenfügen. An den Platz grenzen das Zehnthaus, die alte katholische Pfarrkirche St. Petrus und Paulus, das ehemalige Kloster (heute Kita Villa Kunterbunt) und die neue katholische Kirche St. Petrus und Paulus. Unweit davon liegt die Odendorfer „Burg“. Von der Geschichte dieser Gebäude wollen wir in den nächsten Folgen berichten und beginnen heute mit dem Grundbesitzerwerb der Kartäuser in Odendorf und dem Zehnthaus.
1481 erwarb das Trierer Kartäuserkloster St. Alban den Blankenheimer Hof der Herren von Dollendorf, Blankenheim, Schleiden und Manderscheid in Odendorph, den späteren Kartäuserhof. Das Kloster St. Alban lag vor den Toren der Stadt Trier am Fuß des Heiligkreuzberges nahe den Kaiserthermen. Im 17. Jahrhundert versuchte Frankreich sein Reich nach Osten bis an die Rheingrenze auszudehnen. Auch gegen Trier rückte eine französische Armee vor. Als Folge dieser kriegerischen Auseinandersetzung wurde das Kloster 1674 zerstört.
Zwischen Trier und Merzlich (heute Konz-Karthaus) besaß der Kartäuserorden ein Hofgut mit Ländereien. Dort begann er 1680 mit dem Aufbau eines neuen Klosters mit Kirche und weiteren Bauten. Es erhielt den Namen St. Bruno.
1810 wurde als Folge der Säkularisation der Klöster auch der Kartäuserhof in Odendorf samt Zehnthaus öffentlich versteigert. Erwerber war Bartel Brabender aus Essig, seinerzeit Gerichtsschreiber auf dem Friedensgericht in Rheinbach.
„Die Güter bestehen aus einem Bauernhof (Gutshof) mit einem Haus, einer Scheune, Ställen, und einer Scheune, genannt Zehndhaus, mit einem Garten von ungefähr einem halben Morgen“
Ablauf der Versteigerung:
„Es sind hintereinander 5 Feuer angezündet worden. Während der Dauer derselben wurde die Summe von 26 300 Francs geboten. Nachdem das letzte Feuer erloschen war, ohne daß ein weiteres Angebot abgegeben wurde,, haben wir, Präfekt vom Departement Rhein und Mosel, den Zuschlag erteilt an den Herrn Bartholomäus Brabender, Gutsherr, wohnhaft in der Gemeinde Essig, Bezirk Bonn, Departement Rhein und Mosel als letztem Bieter die bezeichneten Güter nach vorliegendem Protokoll für die Summe von 26 300 Francs […].“
(Übersetzung aus der Original-Urkunde über das Verkaufs (Versteigerungs)-Protokoll des Kartäuserhofes vom 29. November 1810).
1842 erhielt Brabenders Tochter das zum Wohnhaus umgebaute und mit neuen Nebengebäuden zu einem Hof erweiterte Zehnthaus als Mitgift. 1879 etwa erwarb der Ackerer Wilhelm Hubert Sturm das Zehnthaus und den Hof. Er baute das Gebäude weiter aus und setzte den Treppengiebel auf. Nach Einbau eines Zugangs von der Straße aus war dort von 1880 bis 1932 die Postagentur mit Fernsprechstelle untergebracht.
Letzte Besitzer waren Anna Mouchard, geb. Sturm, und der Lehrer Heinrich Mouchard mit Tochter Edith.
1971 kaufte die Gemeinde Swisttal das Zehnthaus mit Hofgelände und Garten zur Gestaltung eines Dorfplatzes in Odendorf. Das Zehnthaus stand leer und verfiel zusehends. Der Landeskonservator verhinderte letztlich den Abriss.
1974 gründeten 46 Bürger aus Odendorf und Essig am 22. März einen Verein zur Rettung des Zehnthauses. Initiator der Vereinsgründung, erster Vorsitzender und engagierter Förderer war der Odendorfer Arzt Dr. med. Johann Bayer.
Erschienen am 12.5.21 in Blick Aktuell, Ausgabe 19/2021
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